Vorbericht 2.12.2022

„Radeln For Future“ testet verkehrsberuhigten Ring mit Pop-up-Radwegen

Die Verkehrsberuhigung der Inneren Stadt ist aktuell ein heißes Thema. Mit einer Reduktion des Autoverkehrs im 1. Bezirk muss auch eine Neugestaltung der Ringstraße und eine Modernisierung der Ringradwege einhergehen. Daher werden im Rahmen der „Radeln For Future“-Demonstration am 2.12.2022 an zwei Stellen der Ringstraße Praxistests in Form eines Pop-up-Radwegs und einer Pop-up-Fahrradstraße stattfinden.

Differenzen in der Wiener „Fortschrittskoalition“

Bei der Reduktion des Autoverkehrs in der Innenstadt herrscht in der selbsternannten Fortschrittskoalition Einigkeit. Darüber hinaus gibt es jedoch klare Unterschiede bei der Definition von Fortschrittlichkeit. Im Rahmen der NEOS-Mitgliederversammlung äußerte Wiens Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (NEOS) vor einigen Tagen den Wunsch nach einer Verkehrsberuhigung der Ringstraße. Die Nebenfahrbahnen sollen autofrei und u. a. der Gastronomie und dem Radverkehr zur Verfügung gestellt werden.

Die Radlobby Wien veröffentlichte schon 2016 ihre Vision einer radfreundlichen Ringstraße, die gut mit dem Vorschlag der NEOS vereinbar wäre. „Wir brauchen mehr Platz für Lebensqualität“, so Wiederkehr. Verkehrsstadträtin Ulrike Sima (SPÖ) erteilte diesem Vorhaben für eine klimafitte Zukunft sofort eine Absage.

Stadt Wien steht sich beim Klimaschutz selbst im Weg

Diese Blockadehaltung ist symptomatisch für die Klimapolitik der SPÖ Wien. In der Diskussion um die Einschüchterungsversuche der Stadt Wien gegenüber Aktivisti, die ab dem Sommer 2021 Baustellen des umstrittenen Autobahnanschlusses der Seestadt Aspern an die A23 besetzten, meinte Bürgermeister Michael Ludwig: „Mir braucht man Klimaschutz nicht erklären, ich war schon dabei, als das Klimaschutzprogramm vor 20 Jahren in die Wege geleitet worden ist.“
Ludwigs Selbsteinschätzung wird durch die politische Realität widerlegt, in der Wien in erster Linie auf Scheinklimaschutz setzt. Als Bürgermeister trägt Ludwig die Letztverantwortung für Wiens unzureichende Klimapolitik.

Das mangelnde Bewusstsein für die Notwendigkeit tauglicher Klimaschutzmaßnahmen zeigt sich im Kleinen mit neugestalteten Plätzen, die kaum entsiegelte Flächen enthalten, wie auch im Großen. Am 1.12.2021 verkündete Klimaschutz- und Verkehrsministerin Leonore Gewessler das Aus für den Lobautunnel. Die Bundesländer Wien und Niederösterreich haben das bis heute nicht akzeptiert. Niederösterreichs Landesregierung pochte erst am 24.11.2022 erneut auf eine rasche Errichtung des Autobahnprojekts.

Die Scientists4Future halten in ihrer „Stellungnahme zur Lobauautobahn und zugehörigen Straßenbauprojekten“ fest: „Der Lobautunnel und die Stadtstraße sind mit dem erklärten Ziel ‚Klimaneutralität 2040‘ der österreichischen Bundesregierung und der Wiener Stadtregierung sowie anderen erklärten Zielen nicht in Einklang zu bringen.“

Forderung: Zukunftsfitte Radschnellwege am Ring

Damit die Stadt Wien ihren Klimafahrplan einhalten kann, muss sie die Verkehrswende rasch vorantreiben. Ein dichtes Netz durchgängiger Radwege ist ein wichtiger Baustein, damit das gelingt. Wiens Innenstadt ist zwar bereits seit vielen Jahren fast vollständig von Radrouten umschlossen, doch über weite Teile müssen sich Zufußgehende und Radfahrende schmale Wege teilen. Außerdem ist die Routenführung ein ständiges Hin und Her.

Radschnellwege auf beiden Seiten der Ringstraße entflechten Fuß- und Radverkehr, erhöhen die Sicherheit und Aufenthaltsqualität aller, heben durch den direkten Verlauf die Attraktivität der Ringstraße und sind längst überfällig.

Die Route am 2.12.2022 führt über die Ringstraße, den Franz-Josefs-Kai und durch die Innenstadt – u. a. über die 2022 wiedereröffneten verkehrsberuhigten Bereiche am Neuen Markt und dem Petersplatz. Während einer Zwischenkundgebung neben der U3-Station beim Volksgarten wird eine Fahrspur zum Pop-up-Radweg, die Abschlußkundgebung beim Burgtheater wird von einer Pop-up-Fahrradstraße in der Nebenfahrbahn bis zum Schottentor begleitet.

Sammelpunkt ist ab 17:00 Uhr beim Votivpark. Ab 17:30 radelt der Demonstrationszug in Begleitung der Polizei in gemütlichem Tempo los.

Weiterführende Informationen:
Radeln For Future 2.11.2022
Parents For Future Österreich
Radlobby
Lobau bleibt
Machbarkeitsstudie: Verkehrsberuhigte Innere Stadt (8.11.2022)
Aktive Mobilität in Wien (21.1.2021)
Wiener Klimafahrplan – Unser Weg zur klimagerechten Stadt (März, 2022)
Die radfreundliche Ringstraße: Vision zum Autofreien Tag (Radlobby Wien, 20.9.2016)
Der neue Neue Markt in Wien: Ein autofreundliches Durcheinander (Der Standard, 19.11.2022)
NEOS für Verkehrsberuhigung und Neuwahl (orf.at, 19.11.2022)
SPÖ gegen verkehrsberuhigten Ring (orf.at, 22.11.2022)
Rund um den Wiener Petersplatz ist alles neu (Wiener Bezirksblatt, 23.11.2022)
Wiener Petersplatz ist nun Begegnungszone – und Vorbild für verkehrsberuhigte City (Der Standard, 23.11.2022)
S4F AT Factsheet #1: Factsheet zur Lobau-Autobahn und zugehörigen Straßenprojekten (Scientists4Future, 12.9.2021)
Aus für Lobautunnel – „Falsche Entscheidungen verbauen Kindern Zukunft“ (Kronen Zeitung, 1.12.2021)
VCÖ-Experte: Lobautunnel hätte Verkehr verstärkt (vienna.at, 2.12.2021)
Verkehrsentlastung durch Lobautunnel höchst fragwürdig (Der Standard, 2.12.2021)
Lobautunnel: NÖ pocht auf Umsetzung (orf.at, 24.11.2022)
Wörtliches Protokoll – 17. Sitzung des Wiener Gemeinderats vom 20. Dezember 2021




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