Begrüßung

Einleitende Worte


Warum ist Radfahren sinnvoll und wie kann es in Wien gefördert? Einige Überlegungen dazu:
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1
Das Rad gewinnt als Verkehrsmittel stetig an Bedeutung. Immer mehr Menschen erkennen die Vorteile des Radfahrens im Alltag: Radfahren nutzt der Gesundheit, es ist möglich, zügig ans Ziel zu kommen, und es spart Geld. Langwierige Parkplatzsuche entfällt und Parkgebühren fallen keine an. In Zeiten steigender Treibstoffpreise ist der Umstieg aufs Rad mehrfach sinnvoll.

2
Werden die gesellschaftlichen Kosten und Nutzen von Gesundheitseffekten, Lärm- und Schadstoffbelastung sowie Unfällen zusammengerechnet, so zeigt sich, dass Wien vom Radfahren stark profitiert. Für den Wiener Stadtverkehr ergibt sich ein gesellschaftlicher Nutzen durch Radfahren von rund 81 Eurocent pro Kilometer, beim Pkw entstehen gesellschaftliche Kosten von vier Eurocent pro Kilometer.
(Berechnung: Gregor Trunk, Gesamtwirtschaftlicher Vergleich von Pkw- und Radverkehr, Univ. für Bodenkultur, 2010)

3
Aus diesen gesellschaftlichen Nutzen finanzieller und gesundheitlicher Natur resultiert eine Verantwortung für Wiens Stadtverwaltung und Gemeinderat, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, das Umsteigen vom Kfz aufs Fahrrad als Alltagsverkehrsmittel zu fördern und durch geeignete Mittel zu steuern.

4
Städte wie Kopenhagen, München oder Salzburg haben in den vergangen Jahrzehnten eine bewusst fahrradfreundliche Politik verfolgt und den Anteil des Radverkehrs am Gesamtverkehr dadurch signifikant gehoben.

5
Mehr Radverkehr hebt insgesamt die Lebensqualität in den Städten.
Fahrräder produzieren keine Abgase, sind leise, benötigen im Vergleich zum Pkw deutlich weniger Verkehrs- und Abstellflächen und verursachen damit deutlich geringere Infrastrukturkosten.

6
Verstärkte Benutzung des Fahrrades kann und soll auch in Wien das an seine Kapazitätsgrenzen gelangte städtische Straßennetz entlasten und mehr Raum für Menschen schaffen.


7
Das Ziel den Radverkehrsanteil zu heben, bedeutet auch geänderte Prioritäten bei der Stadt- und Verkehrsplanung und der Aufteilung des öffentlichen Raumes. Sowohl im Verkehrsalltag, als auch in Planungsprozessen steht deshalb eine Kultur des Miteinanders im Fokus.

8
Um die klimapolitisch, verkehrspolitisch, gesundheitspolitisch und auch sozialpolitisch wichtige Steigerung des Radverkehrsanteils zu erreichen, braucht es konkrete Planungs- und Umsetzungsschritte.

9
Potenziellen Radfahrerinnen und Radfahrern gilt es, auch ein subjektives Gefühl der Sicherheit beim Radfahren zu vermitteln. Dies erfolgt durch breite, von der Kfz-Fahrbahn getrennte, gut gekennzeichnete Radwege, Radstreifen und Radrouten.

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Wichtige, radial und tangential verlaufende Radhauptrouten und Langstreckenverbindungen bzw. eigene fahrradfreundliche Straßen/Fahrradstraßen – mit hoher Qualität und Vorrang für den Radverkehr – sind zu definieren und prioritär auszubauen.

11
Lückenschlüssen und der Beseitigung von Eng- und Gefahrenstellen, insbesondere bei Kreuzungen, kommt hohe Priorität zu.
Um die Sicherheit und Attraktivität weiter zu erhöhen, werden insbesondere Schienenstraßen sukzessive fahrradfreundlich gestaltet.


12
Radwege sind besonders wichtig, um weniger Geübte, Kinder, Seniorinnen und Senioren zum Radfahren einzuladen. Begleitend wird, wo das sinnvoll und sicher ist, die Benützungspflicht von Radwegen aufgehoben.


13
Im Sinne eines gedeihlichen Miteinanders und flüssigen Verkehrs ist es sinnvoll, manche Vorgaben der StVO in Kompetenz des Bundes, wie etwa die „absolute Wartepflicht“ bei Ende eines Radweges und Sondervorrangregeln, aufzuheben sowie an die veränderten Anforderungen anzupassen.

14
Der Radverkehr soll künftig durch verbesserte Ampelphasen weiter flüssiger gemacht werden. Insbesonders wird geprüft auf welchen Strecken eine Grüne Welle für Radfahrende nach Vorbild anderer Städte möglich ist und darauf folgend umgesetzt.


15
Das bereits häufig erlaubte Radfahren gegen die Einbahn wird in weiteren Straßenzügen gestattet und wird in Tempo-30-Straßen zur Regel. Die höchstmögliche Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer steht im Zentrum.


16
Die Erweiterung von Tempo-30 im Stadtgebiet ist eine wichtige Maßnahme, um den Verkehr in Wien noch sicherer zu machen. Ziel ist eine möglichst flächendeckende Verkehrsberuhigung, die neben Gehen und Öffentlichem Verkehr auch das Radfahren sicherer und attraktiver macht.


17
Das Rad soll in Stadtrand- und Stadterweiterungsgebieten als Zubringer zu öffentlichen Verkehrsmitteln eine wichtige Rolle spielen. Für qualitativ und quantitativ ausreichende Stellplätze an den Haltestellen wird Vorsorge getroffen. An den wichtigsten Bahnhöfen Wiens werden als zusätzliches Angebot Fahrradgaragen bzw. Fahrradboxen errichtet.


18
Radfahren hat in den vergangenen Jahren und Monaten in Wien einen deutlichen Aufschwung genommen. Um diesen Trend auch in die Zukunft fortzuschreiben, wird bei der Planung von neuen Wohnbauten, Wohnsiedlungen und Stadtvierteln eine einladende und komfortable Radinfrastruktur mitgedacht.


19
Ob jemand mit dem Fahrrad im Alltag fährt, ist auch Gewohnheit und Einstellungssache. Unternehmen sollen aktiviert werden, Maßnahmen zu setzen, damit Mitarbeitende mit dem Fahrrad zur Arbeit kommen. Oft fehlt es der Bevölkerung noch an Informationen, dies soll geändert werden.


20
Vorbilder sollen das positive, clevere Image des Verkehrsmittels Rad weiter stärken. Dadurch sind auch neue Zielgruppen anzusprechen: Das Rad ist für alle Bevölkerungsgruppen eine mögliche Mobilitätsalternative zum Pkw.

(Original nicht vorlesen: Vorbilder sollen das positive, clevere Image des Verkehrsmittels Rad weiter stärken. Dadurch sind auch neue Zielgruppen anzusprechen: Das Rad ist für einkommensschwächere Bevölkerungsgruppen, wie auch Menschen mit Migrationshintergrund eine mögliche Mobilitätsalternative zum Pkw.)


21
Bewegungsarmut und damit verbundenes Übergewicht ist ein erkanntes Problem unter vielen Kindern und Jugendlichen. Radfahren wäre für viele von ihnen eine kostengünstige, vergnügliche und sinnvolle Alternative zu Indooraktivitäten wie Computerspielen.


22
Das Erlernen von Radfahrkompetenz soll verstärkt in Kindergärten und Schulen integriert werden. Auch ältere Menschen bleiben gesund und beweglich, wenn sie regelmäßig Rad fahren.


23
Zusätzlicher Radverkehr kann und wird dabei helfen, die großen innerstädtischen Verkehrsprobleme zu lösen. Zunehmender Radverkehr benötigt aber auch zusätzliches Geld. Insbesondere im Dialog mit oft noch skeptischen bzw. verunsicherten Bevölkerungsteilen sind Anstrengungen nötig.
Anstrengungen, die sich jedoch für die Stadt insgesamt sehr bald „rechnen“ werden und der Stadtverwaltung dabei helfen, an anderen Stellen, insbesondere im Gesundheitsbereich und bei kostenintensiver Infrastruktur zu sparen.

— Ende der Zitate —

Vielen Dank an die SPÖ und die Grünen, die all das schon 2013 beschlossen haben.
Denn alles zuvor Gesagte sind Zitate aus dem Grundsatzbeschluss „Radfahren in Wien“ vom 22.5.2013.

Um zusammenzufassen, was vor bald 9 Jahren beschlossen wurde:

Der Wiener Gemeinderat spricht sich dafür aus, dass der Magistrat folgende Maßnahmen unter
Einbeziehung der jeweiligen Bezirke mit hoher Priorität verfolgen möge:

  1. Schließung von Lücken im Radwegnetz sowie Errichtung von Radwegen entlang von Straßen mit
    starkem Kfz-Verkehr
  2. Möglichst flächendeckende Öffnung von Einbahnen für Radfahrende unter Berücksichtigung der
    Interessen des Öffentlichen Verkehrs
  3. Planung, Entwicklung und Umsetzung von hochrangigen städtischen Fahrrad-Langstreckenverbindungen
    mit definierten Qualitätsstandards an die Infrastruktur
  4. Schaffung eines Beschilderungs- und Markierungssystems für hochrangige bzw. wichtige
    Radverbindungen (Langstreckenverbindungen, City-Durchfahrten,…)
  5. Ausweitung und Weiterentwicklung des öffentlichen Leihradsystems hinsichtlich Standortdichte,
    Fuhrpark, Zugänglichkeit und neuer Gebiete
  6. Aufhebung der Benützungspflicht von Radwegen wo dies die Verkehrssicherheit zulässt
  7. Einrichtung von Fahrradstraßen
  8. Mobilitätsmanagement zum Radfahren innerhalb der Stellen der Stadt Wien („Fahrradfreundlicher
    Magistrat“)
  9. Erleichterung des Radfahrens in Schienenstraßen (bspw. befahrbare Haltestellenkaps bei ausreichenden
    Platzverhältnissen) sowie Schaffung sogenannter vorgezogener Haltelinien für Radfahren.
  10. Ausbau von Abstellanlagen auf öffentlichem Grund sowie Verbesserung der Integration von
    Fahrradabstellanlagen
    im Wohnbau und bei bestehenden Wohnbauten
  11. Verbesserung der Ampelschaltungen für Radfahrende unter Berücksichtigung der Interessen des
    Öffentlichen Verkehrs.

Grundsatzbeschluss „Radfahren in Wien“ vom 22.5.2013

Auch eine gute Vorlage für Zitate: Wiener Radmanifest (2013)