Vorbericht 7.10.2022

„Radeln For Future“ für sichere Radwege in Währing und Döbling

Der Anteil des Radverkehrs am Modal Split beträgt in Währing und Döbling jeweils magere 3 Prozent. Angesichts der wenigen „Inselradwege“ ohne sichere Verbindung zu weiterführenden Radwegen ist das nicht verwunderlich. „Radeln For Future“ und „Parents For Future“ fordern durchgängige Radwege und laden zur gemeinsamen Raddemo am 7.10. ein.

„Inselradwege“ ohne praktischen Nutzen

Währing verfügt derzeit über „Inselradwege“ mit ingesamt rund 800 Meter Länge, im flächenmäßig fast viermal so großen Döbling kommen alle „Inselradwege“ gemeinsam nur auf ca. 1.600 Meter Länge. In Währing wurden zwar viele Einbahnen für Radfahrende geöffnet, allerdings sind diese Strecken nicht kindertauglich.

Judith Brocza ist dreifache Mutter, engagiert sich bei „Parents For Future Austria“ und radelt regelmäßig beruflich durch Währing. Ihr Fazit ist ernüchternd: „Die Gentzgasse ist schmal und wird durch die zahlreichen links und rechts geparkten SUV noch schmaler. Wird man dann noch von ungeduldigen SUV-Fahrenden überholt, kommt es zu richtig lebensbedrohlichen Situationen. Und auch in der Währinger Straße ist es nicht besser. Hier kommen noch die Straßenbahngleise dazu und die zahlreichen PKW, die bei Einparkmanövern die Straßenbahnen blockieren und keine Rücksicht auf Radfahrende nehmen.“

Zur Wiener Politik findet Brocza klare Worte: „In Wien besitzen fast 50 Prozent der Haushalte kein Auto und 73 Prozent der Alltagswege werden umweltfreundlich zu Fuß, mit Öffis oder dem Fahrrad zurückgelegt. Trotzdem werden Autos und Parkplätze immer bevorzugt behandelt, was absolut keine soziale oder klimafreundliche Stadtpolitik ist.“

Die Währingerin Susanne M. beschreibt die Situation so: „Ich hätte es nie gewagt, mit meiner Tochter damals mit dem Fahrrad in die Volksschule zu fahren, nachdem ich mich selbst beim Radfahren auf den Hauptverbindungsstraßen im 18. nur bedroht fühle. Ausweichrouten über bergige Nebenstraßen zu nehmen, ist einem Volksschulkind ebenso wenig zuzumuten. Heute ist meine Tochter größer und braucht mich auf ihrem Schulweg natürlich nicht mehr. Aber noch immer kann ich ihr keine akzeptable Fahrradroute für ihren Schulweg empfehlen.“

Eltern schreiten in Döbling zur Selbsthilfe

In Döbling ist die Situation ähnlich. Deshalb organisierten engagierte Eltern gemeinsam mit „Radeln in Döbling“ bisher zwei „Bici-Bus“-Schulwegfahrten. Das Konzept gibt es unter Namen wie „Bike-Bus“ und „Bike-Train“ seit einigen Jahren: Kinder und Eltern radeln dabei im Pulk zur Schule, auf längeren Strecken gibt es auch „Haltestellen“. Große mediale Aufmerksamkeit erfuhr das Konzept 2021 durch die „Bici-Bus“-Aktionen in Barcelona.

In Döbling radelten jeweils rund 50 Volksschulkinder, begleitet von der Fahrradstaffel der Polizei, gemeinsam zur Schule. Den Kindern gefällt der „Bici-Bus“ und sie fragen begeistert: „Wann radeln wir wieder in die Schule?“ Aufgrund der autozentrierten Verkehrspolitik des Bezirks ist dies ohne Begleitung der Polizei leider nur den wenigsten möglich.

„Kinder, die zumindest einen Teil des Schulweges zu Fuß oder mit dem Rad zurücklegen, sind im Unterricht konzentrierter, fitter und sozial besser integriert. Auch in Döbling wollen Schulkinder sicher mit dem Rad in die Schule fahren. Voraussetzung dafür ist eine sichere Infrastruktur mit baulich getrennten Radwegen und Verkehrsberuhigung. Und das Interesse am sicheren Radeln zur Schule ist enorm. Jedes fünfte Kind der Grinzinger Volkschule fuhr begeistert beim Döblinger ‚Bici-Bus‘ mit. Ein beeindruckendes Zeichen dafür, dass hunderte Menschen im Bezirk – ob Kinder, Jugendliche, Erwachsene oder Menschen in Pension – gerne Radfahren wollen, es ihnen bei den aktuellen Bedingungen aber zu gefährlich ist“, so Peter Kühnberger von „Radeln in Döbling“.

Stadt Wien muss durchgängiges Radwegnetz bauen

Sowohl die Bezirke als auch die Stadt Wien sind also gefordert, rasch ein praxistaugliches durchgängiges Radwegnetz zu schaffen. Dies ist ein wichtiger Beitrag zur Verkehrswende und zum Erreichen der Klimaziele der Stadtregierung. Der Anspruch an Radinfrastruktur muss sein, Kindern sichere Mobilitätsfreiheit am Schulweg und im Alltag zu geben. Denn kindertaugliche Radwege sind auch für alle anderen Menschen praxistauglich und die radelnden Kinder von heute sind die radelnden Erwachsenen von morgen.

Sammelpunkt ist ab 17:00 Uhr beim Votivpark. Ab 17:30 radelt der Demonstrationszug in Begleitung der Polizei in gemütlichem Tempo los. Die Route führt am 7.10.2022 über Hauptstraßen ohne bzw. nur abschnittsweise vorhandene Radwege – u. a. durch die Gentzgasse und Währinger Straße nach Gersthof, am Türkenschanzpark vorbei weiter nach Döbling, über Grinzinger Allee, Grinzinger Straße und Heiligenstädter Straße zur Lände und über den Ring weiter Richtung Karlsplatz, wo ein Charity-Rave für die „Lobau bleibt!“-Bewegung stattfindet.

Weiterführende Informationen:
Radeln For Future 7.10.2022
Parents For Future Österreich
Radlobby
Radeln in Döbling
Wiener Kinder strampeln sich für sicheren Schulweg ab (27.9.2022)
Wann radeln wir wieder in die Schule? (25.9.2022)
VCÖ: Bereits 430.000 Haushalte in Wien autofrei, um 25 Prozent mehr als 2010 (9.6.2021)
Aktive Mobilität in Wien (21.1.2021)
Wiener Klimafahrplan – Unser Weg zur klimagerechten Stadt (März, 2022)
Das Elterntaxi an Grundschulen (2018)
Children who walk to school concentrate better (30.11.2012)




Hashtags für soziale Netzwerke: #RadelnForFuture
Facebook: https://www.facebook.com/radeln.for.future
Twitter: https://twitter.com/RadelnForFuture
Instagram: https://www.instagram.com/radeln.for.future
Blog: https://radelnforfuture.at/

Bildmaterial unter Nennung des Copyrights „(c) Radeln For Future“ zur freien redaktionellen Verwendung.